Modelle und Ausführungen
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Bilder
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Noch bevor Märklin überhaupt - durch die kriegsbedingte Übernahme der deutschen Meccano-Aktivitäten - Metallbaukästen anbot, produzierte man in Göppingen schon ab 1911 den später im Märklin - Sortiment "201" genannten Motor für MECCANO in Liverpool. Daneben wurde auch noch eine größere Ausführung "2" für Meccano hergestellt, diese erschien später ebenfalls als "202" im Märklin- Sortiment. MECCANO bot diese Motoren in seinem eigenen Sortiment an und hatte den Alleinvertrieb.
Solche OEM- Produkte waren für Märklin zur damaligen Zeit nicht ungewöhnlich: Für die englischen Modellbahnanbieter Gamage und Bassett Lowke fertigte Märklin spezielle Modellbahnsortimente nach britischen Vorbildern, welche auf dem europäischen Kontinent nicht im Handel waren.
Ob Märklin bereits in dieser Zeit außer dem Uhrwerkmotor auch noch anderes für Meccano fertigte ist bisher nicht bekannt.
Von den von Märklin für Meccano gefertigten Motoren der Größe "1" sind bisher drei verschiedene Ausführungen bekannt:
Variante |
Märklin-Wappen |
Herkunftsangabe |
Halterung der Feder |
Bemerkungen |
I |
mit |
GERMANY |
Typ A |
- |
II |
ohne (möglicherweise auch mit) |
GERMANY |
Typ B |
mit zusätzlichem Text "REVERSE ONLY WHEN RUNNING" auf Hebel "3" |
III |
mit |
MADE IN WURTEMBERG |
Typ B |
- |
Das allererste rste Produktionslos (als Typ A skizziert) weißt einen echten Konstruktionsfehler auf: Das Blech, welches die Feder am ausscheren hindern soll, überlagert auch noch das erste Zahnrad nach der Feder und hemmt dieses im Lauf. Auch dürfte die Montage sehr kompliziert gewesen sein. Sehr bald schon verwendete man statt dessen den in Typ B skizzierten Aufbau, mit einem als Gabel ausgeformten Blech.
Ansicht von der Rückseite |
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Typ A |
Typ B |
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Der Meccano No.1 - GERMANY
Der Meccano No.1 - WURTEMBERG
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Die Änderung von GERMANY zu MADE IN WURTEMBERG erfolgte wohl im Rahmen des sich zunehmend verschlechternden politischen Klimas zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich im Vorfeld des ersten Weltkriegs. Offenbar wolllte man gegenüber dem britischen Endkunden die deutsche Herkunft ein wenig verschleiern - nur wenigen britischen Konsumenten dürfte "WURTEMBERG" als Teil des Deutschen Reiches bewußt gewesen sein.
Ob die eigentümlich geschriebene Landesbezeichnung - WURTEMBERG mit nur einem "T"- Teil dieser Vertuschung, oder nur Zufall war, läßt sich heute nicht mehr nachvollziehen.
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Die Markenstempel
Detail des Märklin-Meccano-Motors - links GERMANY, rechts die MADE IN WURTEMBERG - Version
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Bild mit Genehmigung
(c)Jeff Jones, Sussex, GB |
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Die Ausführung der
1920er: 201 |
Nach Beginn des ersten Weltkriegs waren bei Märklin wohl noch fertige Motoren und Halbfabrikate des letzten für MECCANO gefertigten Typs am Lager. Der Hinweis auf MECCANO wurde getilgt, indem man ein sechseckiges (entsprechend den Umrissen der MECCANO-Gravierung), später viereckiges Loch in die entsprechende Stelle auf der Vorderseite stanzte.
Ansonsten technisch unverändert wird der Motor in das Märklin - Programm aufgenommen, die Oberfläche ist jetzt schwarzgebrannt.
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201 (links) und 201N in Gegenüberstellung |
Etwa
1926 erscheint als Neuheit der 201 N.
Der
Buchstabe "N" als Zusatz zur Artikelnummer stand bei Märklin bis 1957
für eine "Neue Ausführung" oder "Neuheit". Da man in Göppingen
sicher nicht an eine Sammlergemeinde in ferner Zukunft dachte, lies man
diesen Zusatz nach eins, zwei Jahren einfach weg. Auf der Verpackung wurde in der ersten Zeit der Buchstabe "N" einfach zugestempelt oder als Nummernzettel 201N aufgeklebt, solche Kartons sind aber recht rar.
Auffälligster Unterschied zum 201 ist der dritte Hebel, dieser schaltet jetzt die beiden Getriebstufen. Ab 1929 gibts den Motor dann auch in rot (201F) - zur Unterscheidung wird die schwarze Variante fortan 201S genannt. Die farbige Ausführung kommt wohl bei den Kunden sehr viel besser an, so sind gegen Ende des Jahrzehnts wohl kaum noch schwarze Exemplare verkauft worden.
Das Modell erfährt nur
noch eine wesentliche Änderung: Die Breite der Aufzugfeder wird von
10mm auf 12mm geändert. Wann dies genau war ist mir unbekannt, auf
alle Fälle aber vor 1949. |
Der 201(N) - hier die schwarze
Ausführung 201 S |
Schon im ersten
Nachkriegskatalog 1947 wird der Motor wieder angeboten.
Wie bei allen Produkten der
unmittelbaren Nachkriegszeit ist die Lackierung zunächst sehr schlecht
- die Farbe ist heute noch nicht richtig trocken.
Der Farbton ist zunächst
sehr dunkel, bald schon (etwa 1951) wird der Motor in den helleren Serienfarben
aller roten Teile lackiert.
Die letzten Jahre seiner Produktion, die 1960 eingestellt wird, ist der Motor, der ab 1957 1070 heißt, das letzte Uhrwerkspielzeug welches Märklin produziert - bis fast 40 Jahre später die Baukastenautos wieder aufgelegt werden.
Exemplare der letzten Serie
weisen am sichtbaren Ende der Aufzugfeder eine Stempelung (wohl des Zulieferers
der Feder) auf, welche ältere Exemplare nicht haben.
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Der 1070 mit der letzten,
schmucklosen Originalverpackung |
Reparatur und Wartung
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Grundsätzlich gilt: "Richtig ölen vor dem Lauf hebt Ärger und Entäuschung auf." Lauf ohne ausreichende Schmierung ruiniert in kurzer Zeit die weichen Messingzahnräder.
Sind
die Zahnräder verschlissen - was bei häufiger Benutzung ohne
ausreichende Schmierung leider recht schnell geht, ist der Motor eigentlich
verloren. Die Kosten für eine Nachfertigung der Zahnräder stehen
in keinem echten Verhältnis zum Zeitwert. Hat man kein Exemplar zum
Ausschlachten zur Verfügung, so bleibt nur noch die Vitrine. Allerdings
bietet es sich an, rostbefallene oder stark verschmutzte Exemplare zur
Reinigung zu zerlegen.
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Die letzte Ausführung
in der Vollansicht |
Die
Schrauben sind ab Werk extrem fest angezogen. Es empfielt sich daher die
Schrauben nur mit einem exakt passenden Schraubendreher zu öffnen.
Ebenso
empfielt es sich, den Motor vorher mit Frischhaltefolie einzuwickeln, damit
ein versehentlich abrutschender Schraubendreher nicht ganz so leicht die
Oberfläche ruiniert.
WARNUNG:
Soll der Motor zerlegt werden, ist die Feder im aufgezogenen Zustand mit
einem starken Draht zu fesseln - bevor man die erste Schraube löst.
Einerseits ist der Motor so erheblich leichter wieder zu montieren, andererseits
setzt eine plötzlich entlastete Feder erhebliche Energie frei, welche
auch zu nicht unerheblichen Verletzungen führen kann. |
Und so gehörts zusammen:
Zerlegter 201 N (die Feder
fehlt aus dem Bild) |